Skip to main content

Vertraulichkeitspolicy Regenbogenhaus

Dokument als PDF herunterladen

Empfehlungen fürs Team Regenbogenhaus und alle anderen

Zusammenfassung

Wir verstehen und respektieren, dass es im Regenbogenhaus ganz verschiedene Bedürfnisse bezüglich offen resp. versteckt Queer-Sein gibt.

Jede Person, die das Regenbogenhaus besucht, darf davon ausgehen, dass ihre Privatsphäre durch das Team und andere Besucher*innen gewahrt wird und sie nicht fremdgeoutet wird.

Ohne explizite Zustimmung geben wir keine Informationen über eine Person weiter, dazu zählen: Deren sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität, deren voller Name, deren Kontakt- und Geburtsdaten, deren Familienverhältnisse, deren gesundheitliche Situation und deren Wohnort.

Ausgangslage

Menschen, die das Regenbogenhaus aufsuchen, gehören häufig zur queeren Community und damit zu einer vulnerablen Gruppe. Für einige ist der Besuch des Regenbogenhauses daher ein Risiko, sich zu outen.

Vorbehalte, die Regenbogenhaus-Besucher*innen haben können
  • Werde ich gesehen von Menschen, die mich kennen?
  • Werde ich gesehen von Menschen, die mich später wiedererkennen?
  •  Werden Menschen darüber erzählen, dass ich dort war?
  • Werden Menschen meine Geschichte(n) weitertragen?
  •  Wird meine E-Mail-Adresse, meine Telefonnummer gespeichert?
  • Werde ich gefilmt oder fotografiert?
  • Könnte eine Person mich googeln?
  • Könnte eine Person mich erpressen?
  • Wird irgendwo erfasst, dass ich im Regenbogenhaus war?
Warum das relevant ist oder werden kann
  •  Queerfeindliches Umfeld
  • Queerfeindliche Familie
  • Queerfeindliche Arbeitgeber*in
  • Queerfeindliche Fanatiker*innen
  • Queerfeindliche Gewalt
  • mögliche politische Veränderungen (siehe Ungarn, Russland, USA)

Verschiedene Menschen beurteilen diese Risiken sehr verschieden. Einige sind sehr offen mit ihrer Geschlechtsidentität, ihrer Intergeschlechtlichkeit oder ihrer sexuellen Orientierung – oder auch mit ihrer Religion, ihren Familienverhältnissen, ihren Social-Media-Präsenzen, ihrem Wohnort, ihrer körperlichen und mentalen Gesundheit. Andere sind dies nicht.

Unsere eigenen Ideen darüber, was unproblematisch ist und welche Ängste angemessen sind oder nicht, spielen keine Rolle. Es braucht explizite Zustimmung einer Person, deren Angaben mit Dritten zu teilen.

Massnahmen / Best Practice

Verschwiegenheit / Schutz vor Fremd-Outing
  • Was im Regenbogenhaus gesagt wird, bleibt im Regenbogenhaus.
  • Wer das Regenbogenhaus oder einen Anlass besucht (hat), wird ohne Zustimmung der Person nicht weitererzählt.
  • Triffst du im Beisein von Dritten eine Person aus dem Regenbogenhaus, darfst du ohne deren explizite Zustimmung nicht sagen, woher du sie kennst.
  • Triffst du eine Person im Regenbogenhaus, die du von einer anderen Regenbogenhausaktivität kennst, sorge dafür, dass Dritte nicht von dir erfahren, dass die Person bei dieser anderen Aktivität auch war.
  • Selbstverständlich werden andere Personen nie ohne deren Zustimmung geoutet. (Dass eine Person an manchen Orten sehr offen mit ihrem LGBTQIA-Sein auftritt, ist keine generelle Erlaubnis, sie zu outen! Auch sehr engagierte Queers dürfen selbst entscheiden, wenn sie mal nicht «out» sein wollen.)

Verschwiegenheit gilt auch für Mitgliedschaften. «Diese Person ist Mitglied bei uns» kommt einem Fremd-Outing gleich.

Beispiel: Ein Team-Mitglied des Regenbogenhauses fragt sich, ob es asexuell sein könnte und besucht darum einen Anlass des Aro-Ace-Spektrums. Dort befindet sich eine andere Person aus dem Team Regenbogenhaus. Weder sollte diese andere Person sie dort mit «Hey, wir sind ja zusammen im Team Regenbogenhaus» begrüssen, noch im Team Regenbogenhaus ungefragt darauf Bezug nehmen, dass sie die Person neulich beim Aro-Ace-Spektrum gesehen hat.
Anonymisierung

Hast du interessante Dinge von einer Person aus dem Regenbogenhaus erfahren, so darfst du diese nur anonymisiert weitererzählen.

  • Anonymisierung von trans und intergeschlechtlichen Personen ist besonders notwendig, da vor allem aktive Personen schnell wiedererkennbar sind. Es hilft, gezielt einen falschen Beruf, einen falschen Wohnort oder ein völlig falsches Alter anzugeben, damit die Person nicht erkennbar ist.
  • Hörst du Geschichten über Diskriminierung, über positive Coming-outs, über Erfahrungen in dieser oder jener Institution, ist es besonders wichtig, keine Rückschlüsse auf die Person, von der die Geschichte kommt, zuzulassen.
  • Wenn Menschen von Erfahrungen mit konkreten Institutionen berichten, frage am besten nach, ob es ok ist, diese Erfahrungen weiterzutragen.
Beispiel: Eine junge Person erzählt in einem Workshop von ihrer schlechten Erfahrung in einer psychiatrischen Klinik. Wenn du diese Geschichte als Beispiel heranziehst, wie selbst psychiatrische Institutionen Queers nicht gerecht werden, nenne die Institution nicht oder verändere mindestens markante Angaben zur Person wie Wohnort, Alter, geschlechtliche oder sexuelle Identität und vor allem Fakten mit starkem Wiedererkennungswert. Besonders trans Personen in kleineren Ortschaften oder mit seltenen Berufen und Familienkonstellationen sind sonst rasch erkennbar.
Fotos, Videos und Tags auf Social Media und in Gruppen-Chats
  • Mach niemals ungefragt Fotos und Filme von Menschen im Regenbogenhaus.
  • Wenn ihr als Gruppe Fotos braucht, denkt gut darüber nach, wie ihr zu Fotos kommt. Vor allem bei Anlässen mit Erstbesucher*innen oder besonders vulnerablen Queers empfielt es sich, im Anschluss oder in einer Pause ein Foto zu machen mit allen, die das möchten. Es ist wichtig, dass Leute nicht aktiv werden müssen, um NICHT fotografiert zu werden.
  • Wenn du Fotos oder Videos gemacht hast, lade diese nur auf Social Media hoch, wenn alle Abgebildeten und Erwähnten explizit einverstanden sind (auch Menschen im Hintergrund)!
  • Wollt ihr Einzelpersonen auf Social Media taggen, müsst ihr unbedingt die explizite Erlaubnis einholen. Organisationen und Orte dürft ihr ungefragt taggen, falls sie mit dem Tag jedoch nicht einverstanden sind, ist dieser zu entfernen.
  • Füge niemals eine Person ungefragt einer (queeren) Gruppe oder offenen Mailingliste zu. Du kennst nicht alle Teilnehmenden und deren Vorgeschichten (miteinander). Vorher Erlaubnis einholen.
Umgang mit Namen, E-Mail-Adressen oder Telefonnummern von anderen Queers 
  • Maximale Transparenz: Sagt unaufgefordert beim Erfragen der Daten, was mit diesen geschieht und wie sie verwahrt werden.
  • Verwendet Daten ausschliesslich für den Zweck, für den sie gesammelt wurden.
  • Gebt nie Daten an Dritte weiter!
  • Wirst du nach einem Kontakt gefragt, der nicht ohnehin auf der Website einer Mitgliedsorganisation zu finden ist, so musst du die Person fragen, ob sie damit einverstanden ist, dass ihre Daten an die anfragende Person weitergegeben werden. Du kannst auch die Person, die den Kontakt möchte, bitten, ob du deren Nummer der anderen Person geben darfst.
  • Verschicke keine offenen Listen von Gruppenmitgliedern via Mail, es sei denn, alle Beteiligten wünschen das so.
  • Benutze BCCs oder Mailinglisten.
  • Verwahre Mitgliederdaten nicht auf einem Google-Drive o.ä. auf.
  • Versende Mitgliederdaten, Spender*innendaten und generell Personendaten nicht per E-Mail.
  • Regle den Zugriff auf Mitgliederdaten nach dem Prinzip «so viel wie nötig, so wenig wie möglich».
Beispiel 1: Jemand möchte dringend eine Person der Milchjugend erreichen. Gib die privaten Telefonnummern oder Insta-Profile der Milchjugend-Menschen nicht weiter, wenn du nicht deren explizite Zustimmung hast. Du kannst die Personen selbst anfragen oder ihnen die Nummer der anfragenden Person weiterleiten.
Beispiel 2: Du möchtest die Telefonnummer einer Person, die eine Frage hatte, damit du sie zurückrufen kannst. Du kannst etwas sagen wie: «Ich speichere die Nummer in einer Notiz in meinem Telefon und lösche sie, wenn ich dich zurückgerufen habe. Wir führen hier keine Kartei darüber, wer Fragen gestellt hat.»